Interview mit Harald Buschmann der Kreishandwerkerschaft

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Interview mit Harald Buschmann

Geschäftsstellenleiter
Die Kreishandwerkerschaft Odenwald ist die zentrale Anlaufstelle für das Handwerk in unserer Region. Als starke Stimme für die Betriebe setzt sie sich für deren Interessen ein, unterstützt bei der Ausbildung und Weiterbildung und fördert die Vernetzung innerhalb des Handwerks.

Ob traditionelles Gewerk oder moderne Innovation – die Kreishandwerkerschaft sorgt dafür, dass das Handwerk im Odenwald zukunftsfähig bleibt. Mit vielfältigen Beratungs- und Serviceleistungen stärkt sie nicht nur die Betriebe, sondern auch die Menschen dahinter.

Durch ihre enge Verbindung zur Region weiß die Kreishandwerkerschaft genau, worauf es hier ankommt. Im Interview gibt Geschäftsstellenleiter Harald Buschmann spannende Einblicke in ihre Arbeit, ihre Mission und warum das Handwerk die Zukunft des Odenwaldes mitgestaltet.
Herr Buschmann
Geschäftsstellenleiter

Welchen Bezug hast Du zum Odenwald?

Ich bin 1996 mit zwei kleinen Kindern nach Erbach gekommen. Dort war ich drei Jahre lang Pfarrer gewesen, evangelischer Gemeindepfarrer, und wurde dann sehr schnell gefragt, ob ich mir vorstellen kann, Bürgermeister zu werden. Dann war ich 18 Jahre lang Bürgermeister in Erbach bis 2018. Danach wurde ich vom Handwerk angesprochen, ob ich mir vorstellen kann, die Geschäftsführung zu übernehmen. Ich habe dann Anfang 2019 bei der Kreishandwerkerschaft im Odenwaldkreis angefangen.

Ich komme ursprünglich aus Dieburg. Deswegen ist der Odenwald für mich eigentlich schon immer ein Bezugspunkt gewesen. Auch meine Kinder sind hier aufgewachsen. Die sind inzwischen durchs Studium nicht mehr hier, mittlerweile arbeiten sie auch schon. Aber nach über einem Vierteljahrhundert bin ich hier verwurzelt im Odenwaldkreis, auch durch meine Tätigkeiten. Ich bin in vielen Bezügen hier aktiv und mit ganzem Herzen Odenwälder.

Was gefällt Dir an dem Projekt Wasjetzt Odenwald?

Mir gefällt an dem Projekt oder an dem Vorgehen von WasJetzt Odenwald besonders, dass junge Menschen aktiv werden und einfach ein Stück Verantwortung für unsere Region übernehmen.

Ihr sagt einfach, wir wollen was tun, damit sich die Region weiterentwickelt. Wir wollen schauen, was es an interessanten Aktivitäten und wirtschaftlichen Tätigkeiten gibt. Wo gibt es Synergieeffekte, wo gibt es Vernetzungsmöglichkeiten? Wie kann man das Ganze mit modernen Medien weiter nach vorne entwickeln? Und vor allem: wie schaffen wir es, damit sich auch junge Menschen stärker für die Region interessieren? Ihr macht  deutlich, dass es sich lohnt, hier im Odenwaldkreis zu leben und hier wohnen zu bleiben.

Was verbindet Dein Unternehmen mit der Region?

Ich bin ja auch politisch aktiv und im Kreistag, und das  jetzt auch schon über 20 Jahre. In  unseren Diskussionen sage ich immer wieder, dass unsere Region von vielen kleinen Dörfern geprägt ist. Der Odenwaldkreis als kleinster Landkreis von Hessen hat viele kleine Dörfer. Zum Vergleich, die Bergstraße ist dreimal so groß. Zentrum des Odenwaldkreises ist natürlich Michelstadt, aber rundherum liegen sehr ländliche Regionen.

Strukturelle Veränderungen in den letzten Jahrzehnten führten leider dazu, dass immer mehr Geschäfte zugemacht haben. Zum Beispiel Bäcker, Fleischer, aber auch andere kleinere Lebensmittelgeschäfte oder Gastwirtschaften. Was aber auffällig ist: in fast jedem Dorf gibt es noch Handwerk. Das heißt, das Handwerk ist eine sehr gute Verbindung in diesen ländlichen Raum und in die vielen kleinen Dörfer.

Oft sind es genau die Leute aus dem örtlichen Handwerk, die angesprochen werden, wenn im Kindergarten oder in den Vereinen etwas gebraucht wird. Es wird gefragt, ob sie mithelfen, ob sie mitmachen, ob sie sich im Ortsbeirat engagieren.

Außerdem hält das Handwerk auch die jungen Leute hier, weil sie natürlich ausbilden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Arbeit zu finden und hier zu existieren. Deswegen hat das Handwerk zu den vielen vielfältigen kleinen Wohnstrukturen, die wir hier haben, eine unheimlich enge Verbindung – durch unsere Firmen, durch deren Mitarbeiter und deren Kunden.

Unsere Firmen sind oft bis in die umliegenden Ballungsgebiete Rhein-Main oder Rhein-Neckar tätig, aber natürlich auch hier vor Ort ein großer Schwerpunkt. Insbesondere auch, wenn man alleine an die vielen Wartungsarbeiten denkt, die jetzt gerade im Winter anfallen, zum Beispiel Heizung oder Elektro. Das wird ständig gebraucht, da ist immer etwas zu machen.

Ich sehe eine ganz starke, bodenständige Verbundenheit unserer Handwerksfirmen zu unserer Region.

Was macht das Leben hier im Odenwald für Dich so besonders?

Der Odenwald ist für mich eine wunderschöne Kultur- und Naturregion. Man wundert sich über die Klischees vom Odenwald – ein bisschen abgelegen, weit weg von Städten, dass hier nichts los wäre. Aber das stimmt so nicht.

Wenn man längere Zeit hier lebt, offen ist, sich einbringt und für die Region interessiert, dann wird man sehr schnell feststellen, dass es hier wahnsinnig viele Aktivitäten gibt von Vereinen, von Kultur, von Konzertveranstaltungen. Es gibt natürlich nicht die Breite des Angebots wie in der Stadt, das ist klar, aber wenn man hier Interesse hat, findet man überall Anknüpfungspunkte. Ich finde, man kann hier wunderbar leben. Besonders , wenn man sich eine Familie aufbaut, da natürlich auch der Wohnraum hier nicht so teuer ist wie in der Stadt.

Man hat es auch an der Pandemie gemerkt, dass der ländliche Raum viele Vorzüge hat, weil diese Enge nicht da ist. Dadurch, dass hier eine überschaubare Anzahl von Menschen wohnt, kennt man sich sehr gut, man ist vernetzt mit Menschen. Mittlerweile hat man auch gute Möglichkeiten für Homeoffice, dadurch, dass wir hier eine sehr gute Breitbandversorgung haben. Das heißt, manchmal reicht es, ein oder zwei Tage zum Arbeitsplatz zu fahren. Dafür haben wir hier auch eine gute ÖPNV-Verbindung. Die sehr gute Infrastruktur ist nicht überall so selbstverständlich gegeben. Also von daher gesehen, der Odenwaldkreis hat sehr, sehr viel zu bieten und auch die umliegenden Kreise, die Bergstraße, Darmstadt, Dieburg, Groß-Umstadt, das sind alles sehr schöne Wohn- und Arbeits-Gegenden.

Wenn ich Termine in Frankfurt oder Darmstadt habe, fahre ich hier durch den Odenwald. Dadurch fahre ich oft gegen den Berufsverkehr. Ich bin natürlich nicht ganz so schnell wie auf der Autobahn, aber die meiste Zeit vergeude ich immer in der Stadt, bis ich dann wirklich an dem Ort bin.

Und was natürlich auch super ist, ist, dass man seine sportlichen Aktivitäten hier schön nachgehen kann. Ich gehe unheimlich gern joggen. Egal wo ich rausgehe, in welche Richtung ich laufe, ich bin immer gleich im Wald. Das schafft für mich besondere Lebensqualität.

Welcher ist Dein Lieblingsplatz im Odenwald?

Ich würde sagen, die Wälder rundherum. Ich bin viel in den Wäldern unterwegs, weil ich auch  sehr gern wandere. Wir haben uns mittlerweile fast alles erschlossen.

Für mich gibt es eigentlich nicht nur einen bestimmten Platz, aber einer meiner Lieblingsplätze ist sicherlich der Schlossplatz in Erbach. Der hat mir schon immer super gefallen. Der Platz vor dem Schloss, der Marktplatz. Dort kommt die Geschichte, die die Region geprägt hat, zusammen. Die Geschichte des Grafenhauses, für die das  Schloss steht, hat sehr viel Einfluss  auf die Entwicklung der Region gehabt. Dazu kommt die schöne Umgebung, die beeindruckende  Stadtkirche. Von dort hat man alles sehr gut  im Blick. Das ist einfach ein wunderschöner Ort.

Unheimlich idyllisch ist auch der Lustgarten nebenan. Das war auch das, was mich sofort angesprochen hat, als ich damals mit meiner Frau und meinen beiden kleinen Kindern herkam. Schon da haben wir  direkt gesagt: Hier möchten wir bleiben, hier gefällt es uns.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft des Odenwaldes?

Ich wünsche mir vor allen Dingen, dass die jungen Menschen den Odenwald entweder wieder neu entdecken oder wieder mehr wertschätzen. Man hört schon oft von jungen Leuten, hier ist nichts los. Viele wollen erstmal in die Stadt. Das ist auch in Ordnung, man muss Erfahrungen sammeln, muss mal raus und Neues  erkunden.

Aber ich würde mir wünschen, dass man dann wieder die Wertschätzung findet, die die Region verdient hat. Wir benötigen natürlich nicht nur junge Menschen, wir brauchen alle Generationen. Sie müssen ja miteinander vernetzt arbeiten. Früher war das klar, dass in Familien alle Generationen zusammen lebten und sich unterstützt haben. Das hat viele Vorteile, auch gerade im Arbeitsleben. Früher gab es kaum Kindergärten, da haben die Eltern oder Großeltern die Betreuung mit übernommen. Aber ich finde es toll, wenn gerade in unserem ländlichen Raum wieder mehr möglich wird, zum Beispiel, dass die jungen Leute durch die verbesserte Breitbandversorgung mehr Arbeitsplatzmöglichkeiten haben und dadurch auch mehr Entwicklung stattfindet.

Es wird immer eine Mischung bleiben aus Tradition und Moderne – dass man einerseits weiß, woher man kommt, wo man seine Wurzeln hat, aber andererseits auch offen ist für die Herausforderungen und für das, was die Zukunft bringt.

Dazu gehört für mich auch Digitalisierung und dass man sich mit älteren Generationen mehr darüber austauscht. Manche sind ganz traurig, dass sie nicht so gut mit dem Handy umgehen können, nicht wissen, wie man im Internet mit bestimmten Sachen umgeht. Ich würde mich freuen, wenn sich Jung und Alt wieder stärker ergänzen.

Uns fehlen leider viele junge Leute und ich glaube, wenn man den Odenwald, und da gehören für mich Bergstraße und Odenwaldkreis zusammen, neu entdeckt und die Vorteile sieht, wird sich die Region bombastisch entwickeln. Ihr seid aus meiner Sicht dafür ein Musterbeispiel. Nur so entstehen neue Ideen, aus denen man etwas machen kann. Und so muss es eigentlich gehen.

Ich würde mich natürlich auch sehr freuen, wenn sich unsere Verbindung zu WasJetzt Odenwald über Sophie, die  ja jetzt auch für das Handwerk arbeitet , weiter entwickelt. Es wäre toll, wenn daraus noch viele Ideen wachsen, wie wir einander unterstützen und voneinander profitieren können. Deswegen möchten wir bei euch nun auch unsere Fördermitgliedschaft ein Stück erweitern. Denn vieles von dem, was wir eben besprochen haben, kann dadurch ein Stück  Realität werden.

Blitzfragen

Bier oder Apfelwein?

Ich trinke beides, aber Bier würde ich bevorzugen.

Kochkässchnitzel oder Handkäsbrot?

Ist eigentlich dieselbe Antwort, aber da würde ich eher das Kochkäseschnitzel bevorzugen.

Wandern oder Fahrradfahren?

Das ist schwierig, man kennt mich eigentlich nur mit dem Fahrrad. Aber mittlerweile wandere ich mehr, weil ich das gemeinsam mit meiner Frau machen kann.

Hochdeutsch oder Dialekt?

Das ist für mich eindeutig Dialekt. Ich finde es einfach schön, wenn die Herkunft der Menschen erkennbar ist.
Herr Buschmann
Wir bedanken uns bei Harald Buschmann für das tolle Interview und die Unterstützung!